„Das Multiple stellt Originale in Serien her. Das heisst: die Objekte sind nicht einem Original nachgebaut, sondern selbst original. Sie sind nicht nur vervielfältigt, sondern in sich selbst vielfältig.“
Nach diesem Kernsatz, den Daniel Spoerri und Karl Gerstner mit der Gründung der Edition MAT (Multiplication d’Art Transformable) im Jahr 1959 formuliert haben, gilt das Multiple als eigene Kunstgattung.
Multiples sind Ausdruck der Profanisierungs- und Demokratisierungsbestrebungen in der bildenden Kunst mittels Objekten. Eine Linie, die von Marcel Duchamp ausgeht (Ready-made „Flaschentrockner“ 1914), mit der Edition MAT einen Namen („Multiples“) und eine Logistik erhielt, von Fluxus-Künstlern geprägt, von Pop Art-Künstlern popularisiert und von Joseph Beuys als Schiene für seine „Vehikel zur Verbreitung von Ideen“ ausgebaut und zur Bildung „sozialer Skulpturen“ eingesetzt wurde.
Post Beuys werden Multiples weiter als „Fortbewegungsmittel für Künstler“ (Beuys-Schüler Felix Droese) geschätzt und eingesetzt. Ohne elitären Nimbus finden sie, von den Medien auch außerhalb des Feuilletons bekannt gemacht, Eingang in die Alltagskultur – aus der sie die Künstler entnommen haben, oft durch Umdeutung eines Produktes der Konsumgüterindustrie.
Der Kunstverlag Artikel Editionen, 1995 in München von Peter Fabian gegründet und seit 2000 in Berlin zuhause, ist auf Auflagenobjekte spezialisiert. Das Programmspektrum in der Kunstgattung Multiples reicht von Ready-mades im Sinne Duchamps über Eat Art-Editionen bis zu skulpturalen Objekten mit Unikatcharakter. Bisher sind ca. 150 Editionen von 45 Künstlern aus 12 Ländern erschienen. Artikel Editionen werden in Museumsshops, Kunstbuchhandlungen, Galerien und Webshops gehandelt.
Mitglied im Bundesverband Deutscher Galerien und Kunsthändler.
The Berlin art publishing house Artikel Editionen, established in 1995 by the journalist Peter Fabian, specialises in artist’s edition works. The spectrum ranges from readymades in the Duchamps sense via Eat Art editions to unique sculptural objects. So far 140 editions of 40 from 12 countries have been published. Editions are traded in museum shops, art bookshops, galleries and webshops.
Member of The Association of German Galleries and Art Dealers.
1975 ging Timm Ulrichs mit Blindenbrille, weißem Stock, gelber Armbinde und dem Brustschild „Ich kann keine Kunst mehr sehen!“ über die Kölner Kunstmesse.
1994 erschien die gleichnamige Email-Anstecknadel im Freiburger Artium Verlag, herausgegeben von Michael Klant, dann im Sternwald Verlag von Hans-Albert Stechl (Auflage je 250). Ab 2002 haben wir die unlimitierte Edition weiter produziert und bis dato ca. 5.200 Stück vertrieben – ausgestattet mit Ellen Poerschkes Dokumentationsfoto. Dieses Porträt verlegen wir seit 2002 auch als A1-Plakat, von dem bisher rund 2.000 handsignierte Exemplare verkauft wurden.
Wer kauft dieses Motiv und warum? Künstlern, Kuratoren, Kritikern, Kunstverlegern und -käufern, Galeristen, Museumsleuten und ihren Besuchern – ihnen allen scheint Ulrichs mit seinem Spruch manchmal aus der Seele zu sprechen. Da Pin und Plakat hauptsächlich über Galerien und Museumsshops verkauft werden, konnten wir nur 515 registrierte Käufer nach ihren Motiven befragen. 157 haben acht Antwortvorschläge angekreuzt (Mehrfachnennungen) – hier die Antworten, gereiht nach ihrer Häufigkeit:
Die Edition „Ich kann keine Kunst mehr sehen!“ wurde gekauft…
…weil ich Timm Ulrichs’ Durchblick schätze (71)
…um Freunden/Besuchern die Augen zu öffnen (55)
…weil Ulrichs Konzeptkunst verkörpert (51)
…weil Ulrichs’ Arbeiten noch bezahlbar sind (31)
…um Ulrichs’ An- und Einsichten zu folgen (29)
…weil ich Timm Ulrichs blind vertraue (23)
…um mich an Timm Ulrichs’ Kunst heranzutasten (20)
…weil es zu viel / zu wenig Kunst gibt (18 / 20)
85 Umfrageteilnehmer haben ihre Gründe auch individuell formuliert. Ein Statement stellvertretend (vom Kunstlehrer Ulrich Papenfuß aus Wuppertal): „Weil ich Timm Ulrichs für einen der wichtigsten Künstler des 20. Jh. halte!“
Käuferumfrage als Katalogbeitrag zur Ausstellung „Timm Ulrichs: 100 Tage – 100 Werke“ im Haus am Lützowplatz, 6.3. (Eröffnung) – 14.6.2020
…mit ihrem Vater Ernst Helmut und Team den Prototyp von Timm Ulrichs’ „Glückswürfel“ mit einer Seitenlänge von 30 cm in 47 Arbeitsstunden zu entwickeln und perfekt zu bauen. Theresa führt die 1950 von ihrem Großvater in Berlin-Tiergarten gegründete Tischelerei Ißleib gemeinsam mit ihrem Bruder Imanuel in dritter Generation.
Den kleinen Bruder des rund sechs Kilogramm schweren Sechserwürfels hat Timm Ulrichs 1965 als Objekt der Konkreten Poesie erfunden und als Einzelstück in Spielwürfelgröße realisiert. 2002 ist sein Glückswürfel bei Artikel Editionen als offene Auflage erschienen und wurde bis heute (Juli 2019) 15.058 mal über Museumsshops für 6,66 Euro verkauft. Das große Würfelobjekt geht jetzt (im Sommer 2019), für Kunstsammler auf sechs handgemachte Exemplare limitiert, in Produktion.
Subskriptionsrabatt 15 % (endet 15. September 2019)